Die Platte lebt e.V.

August 2013

Abgeordnete informierten sich vor Ort

Man braucht schon etwas Fantasie, um sich den „Platten-Park“ im Mueßer Holz vorstellen zu können, doch Fantasie ist laut Albert Einstein „wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“. Und so bemühte sich die AG Platten-Park, die zum 20. August Stadtvertreter ins Mueßer Holz eingeladen hatte, um Wissensvermittlung mit Fantasie. Die Mitglieder steckten zwischen dem jetzt wuchernden Unkraut die Fläche ab, auf der sie sich ihren „Graffiti-Stern“ vorstellen könnte, mit dem sie noch in diesem Jahr den ersten Baustein für den Erlebnispark zwischen Hegel- und Kantstraße setzen möchte. Gut vertreten war die CDU-Fraktion, die sich für den „Anschauungsunterricht in der Platte“ bedankte. Vor Ort könne man sich viel besser ein Bild machen, deshalb solle man solche Aktionen unbedingt wiederholen. 

In einem Appell unter dem Motto „Ideen in die Zukunft investieren – Mueßer Holz JETZT!“ verweisen die Platten-Park-Initiatoren darauf, dass es um den ganzen Stadtteil gehe und man es sich nicht leisten könne,  „gut erhaltenen bezahlbaren Wohnraum systematisch zu vernichten, obwohl klar ist, dass späterer Neubau immer teurer wäre.“  In anderen Stadtteilen und anderen Städten ist bezahlbarer Wohnraum schon heute knapp. Die Schaffung von Attrakivitäten, wie sie im Integrierte Handlungskonzept für das Gebiet der „Sozialen Stadt“ (Neu Zippendorf/ Mueßer Holz)  im Mai 2012 von der Schweriner Stadtvertretung beschlossen wurde,  dürfe nicht nur ein Bekenntnis auf dem Papier bleiben. Zudem würde die Stadt von den Ideen für das Mueßer Holz profitieren.

Prof. Dr. Ulrich Schroeder, Architekt im Ruhestand, unterstützt die Idee vom Bau des „Platten-Parks“ aus Abrissmaterial seit einem Jahr ehrenamtlich. Er erläuterte anhand seiner Modelle die Einmaligkeit von Platten-Labyrinth, Öko-Pyramide und Platten-Dom. Und da die Grundlagen zum Grundstück und zu Fördermitteln aus den Programmen „Stadtumbau Ost“ und „Soziale Stadt“ noch nicht geklärt sind, will die AG Platten-Park in Eigenregie mit einem Teilprojekt beginnen, das die Stadt kein Geld kostet. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden, dass der Stadtteil eine Zukunft hat und es sich lohnt, dort zu bleiben bzw. dorthin zu ziehen. Der geplante „Graffiti-Stern“ aus acht Betonplatten (sechs Meter lang) soll mit Hilfe einer Kulturstiftung und mehrerer Sponsoren errichtet werden. Die Vereine gestalten je eine Seite, die Rückseiten sollen interessierten Jugendlichen zur freien und wiederholten Gestaltung zur Verfügung gestellt werden. Auch die Pflege wollen die Vereine ehrenamtlich übernehmen.

Die Stadtvertreter, unter ihnen Stadtpräsident Stephan Nolte, fanden Gefallen an dem Projekt, zumal sie sich die Anbindung an den bereits bestehenden Gorodki-Park gut vorstellen können. Auch die umstrittene Kaufhalle Hegelstraße 2, die die Stadt für 50.000 Euro gekauft hatte, um sie abzureißen und die alternativ zu einer selbstverwalteten Freizeithalle werden könnte, sorgte für angeregte Diskussionen. Mit Taschenlampen sah man sich im Innern der ehemaligen Kaufhalle um und kam mit jugendlichen Sprayern ins Gespräch.

Besonders interessant war für alle, dass die Freie evangelische Gemeinde bereits vor Wochen signalisiert hat, dass sie der Stadt die Halle abkaufen möchte, um sie zu entlasten. Warum die Stadtverwaltung dennoch diese Initiative nicht unterstützt, blieb den meisten Gästen an diesem Nachmittag unverständlich. Man müsse doch froh sein, wenn sich Jugendliche hier zusammentun, um selbst für interessante Freizeitangebote zu sorgen. So könnte hier eine Trendsporthalle mit einem Inliner-, Boarder- und Bikerbereich und Sporträumen für Tischtennis, Billard und Dart entstehen.  Die Vereine sind jedenfalls bereit.

„Wir wollen einen lebendigen statt sterbenden Stadtteil und brauchen Mut zum Wandel und Fantasie für die Umgestaltung!“ heißt es in dem Appell, den bereits zahlreiche Politiker und Einwohner unterschrieben haben. Die Abrissbagger in der Nachbarschaft mahnen zur Eile.

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